Reparatur des Hauptschalters der Gaggia Classic Coffee: Unterschied zwischen den Versionen
K (kleine Korrekturen) |
(Hinweis eingefügt: Anleitung bezieht sich auf Gaggia Classic Coffee, Baujahr 10/2010) |
||
Zeile 4: | Zeile 4: | ||
Diese kleine Anleitung beschreibt meinen Fall (Glimmlampe in der rechten Schalterwippe leuchtet nicht mehr), kann aber durchaus für andere Zwecke als Inspiration funktionieren. Entscheidend ist die Vorgehensweise, wie man den Schalter öffnet, ohne dass dieser in seine Einzelteile zerfällt. | Diese kleine Anleitung beschreibt meinen Fall (Glimmlampe in der rechten Schalterwippe leuchtet nicht mehr), kann aber durchaus für andere Zwecke als Inspiration funktionieren. Entscheidend ist die Vorgehensweise, wie man den Schalter öffnet, ohne dass dieser in seine Einzelteile zerfällt. | ||
+ | |||
+ | Es wird hier die Vorgehensweise bei einer '''Gaggia Classic Coffee, Baujahr 10/2010''' beschrieben. Bei älteren Modellen kann der Schalter anders konstruiert sein und meine Anleitung funktioniert dann nicht. Also bei älteren Geräten möglichst die Bilder genau mit den vorhandenen Teilen vergleichen, ob das funktionieren kann! | ||
Version vom 22. Oktober 2010, 14:33 Uhr
Nachdem ich aus Versehen beim Nachfüllen von Wasser eine kleine Menge auf den Tassenwärmer verschüttete, die dann ins Gehäuse lief, leuchtete nach einigen Stunden die Temperatur-Kontrolllampe nicht mehr.
Nach längerer Recherche fand ich nur Hinweise darauf, dass man den Schalter nicht reparieren könne oder Kommentare der Art, dass "einem alle Teile entgegenkommen, wenn man den Schalter öffnet und man diesen anschließend nicht mehr zusammen bekommt". 30 Euro für einen neuen Schalter waren mir zu teuer, weshalb mich mein sportlicher Ergeiz packte.
Diese kleine Anleitung beschreibt meinen Fall (Glimmlampe in der rechten Schalterwippe leuchtet nicht mehr), kann aber durchaus für andere Zwecke als Inspiration funktionieren. Entscheidend ist die Vorgehensweise, wie man den Schalter öffnet, ohne dass dieser in seine Einzelteile zerfällt.
Es wird hier die Vorgehensweise bei einer Gaggia Classic Coffee, Baujahr 10/2010 beschrieben. Bei älteren Modellen kann der Schalter anders konstruiert sein und meine Anleitung funktioniert dann nicht. Also bei älteren Geräten möglichst die Bilder genau mit den vorhandenen Teilen vergleichen, ob das funktionieren kann!
WICHTIG! Jetzt Netzstecker (230V) ziehen!
Nachdem die Gaggia spannungslos ist, die beiden Schrauben oben lösen, entfernen und den Deckel abheben. Anschließend das Schutzkontakt-Kabel vom Stecker am Deckel abziehen (mit leichter Gewalt, ggf. Flachzange verwenden) und Deckel zur Seite legen.
Nun die Stecker vom Schalter abziehen (1.) und beschriften.
Tipp: Hinten am Schaltergehäuse sind ganz kleine Nummern neben den Steckern. Hier im Bild habe ich noch die falschen Nummern auf dem Stecker! Erst nachdem ich das Foto bemacht hatte, bemerkte ich die Beschriftung hinten am Stecker. Richtig wäre statt der auf dem orangenen Aufkleber sichtbaren "1" eigentlich die "7" und statt der "2" besser "P7", wobei unlogischerweise alle mittleren Kontakte am Schalter mit "P" beschriftet sind, weshalb ich immer die Nummer des darüberliegenden Kontakts hinzugefügt habe, um Verwechslungen zu vermeiden.
Als Nächstes die beiden Klammern mittels eines Flachkopf-Schraubendrehers o.ä. in Richting Schalter drücken (2.), um das Befestigungsblech zu entfernen und anschließend den Schalter nach vorne aus dem Gehäuse zu schieben. Auch dies erfordert etwas Vorsicht in Verbindung mit leichter Gewaltanwendung.
Am ausgebauten Schalter ist rechts und links die Achse zu sehen (nicht hier auf dem Bild), mittels der die Schalterwippen gesichert sind. Wenn man eine der äußeren Schalterwippen mittig in den Schalter drückt, sieht man, wie sich die Achse auch in Richtung Gehäusemitte bewegt.
Ziel ist es, diese Achse aus dem Gehäuse zu schieben (siehe weiter unten, jetzt erstmal drinlassen!), um die rechte Schalterwippe heraus zu bekommen.
Um an die Achse zu kommen, müssen zuerst die beiden Klammern rechts und Links entfernt werden. Hierzu muss mit einem stabilen spitzen Gegenstand (ich habe eine alte Zirkelspitze verwendet) die mittlere Zunge in der Klammer nach außen gebogen werden, um die Arretierung zu lösen (3.). Wenn diese Blechzunge ausreichend weit nach außen gebogen wurde, kann die Klammer mit kräftigem Druck vom Gehäuse geschoben werden (4.).
Nun folgt der wichtigste Vorgang: Der Schalter muss vorsichtig in einen Schraubstock eingespannt werden. Am Besten verwendet man einen kleineren Schraubstock (z.B. einen Maschinenschraubstock von der Tischbohrmaschine) und spannt diesen wiederum in einen großen Schraubstock ein. Wenn man einen drehbaren Schraubstock hat, ist das natürlich noch besser. Wenn man keinen Schraubstock hat, kann man sich auch mit zwei Schraubzwingen behelfen, das ist dann aber deutlich fummeliger und man benötigt schon eine zweite Person als Hilfe.
Am praktischsten ist es, wenn der Schalter sich letztendlich in der Position befindet, dass die Steckkontakte Richtung Boden und die Schalterwippen Richtung Decke weisen. So fällt nichts aus dem Schalter und man kann ihn später einfacher zusammenbauen.
Die Kontakte müssen vor dem Einspannen geschützt werden und die Schalterwippen sollten auch nicht verkratzt werden. Ich habe auf beiden Seiten Pappstücke als Schutz verwendet. Den Schalter so zwischen den Spannbacken und der Pappe positionieren, dass die zu entfernende Schalterwippe später frei zugänglich ist (5.). Nun die Spannbacken des Schraubstocks vorsichtig so weit schließen, dass die Achse rechts und links komplett sichtbar ist und sie sich leicht hin und her schieben lässt. Jetzt die Achse von der zu entfernenden Schalterwippe nur so weit weg schieben/ziehen, bis die Schalterwippe entnommen werden kann (6.) und die restlichen Schalterwippen weiter im Gehäuse gehalten werden. Vorsicht! Dabei können Federn und sonstige Kleinteile herausspringen oder -fallen! Möglichst zuvor einen Karton, Tuch o.ä. unter den Schraubstock legen, um die Kleinteile leichter zu finden.
Hier ist die ausgebaute Schalterwippe mit den beiden dazugehörenden Federn und dem Kontaktblättchen (auf der großen Feder) zu sehen.
Das ist das Innenleben des Schalters. Rechts ist der Halter für den Vorwiderstand der Glimmlampe zu sehen, er ist hier ab Werk mit der Nummer "2" beschriftet.
Um an den Kontakt unter dem Widerstandshalter zu kommen, muss man den Halter vorsichtig lösen. Hierzu seitlich die Kunststoffzunge reindrücken (7.). Nicht zu fest drücken, damit das Kunststoffteil nicht abbricht!
Nachdem der Widerstandshalter ausgebaut ist, kommt man an alle Kontakte ran. Es bietet sich nun an, diese zu reinigen und z.B. vorsichtig mit wenig Kontaktöl zu versehen.
Bei meinem Schalter stellte sich heraus, dass der Vorwiderstand der Glimmlampe defekt ist (kein Widerstand messbar). Vermutlich ist dieser Widerstand durch den Wassereintritt zerstört worden.
Da ich keine Widerstände dieser Art besitze und sich der ursprüngliche Wert weder messtechnisch noch über die Farbe der Ringe ermitteln ließ, habe ich beim Elektronikhändler verschiedene vorrätige Glimmlämpchen mit und ohne eingebautem Vorwiderstand gekauft. Als passend hat sich der Typ "Glimmlampe rot, 3,8 mm x 10 mm, mit Vorwiderstand" erwiesen (Best.-Nr. 724980 bei CONRAD).
Hier im Bild ist links die Glimmlampe mit Vorwiderstand zu sehen, die ich bereits vorgebogen habe, damit sie in die dafür vorgesehene Aussparung in der Schalterwippe passt. Rechts ist die Original Glimmlampe zu sehen.
Es ist darauf zu achten, dass es zu keinem Kurzschluss kommt, bei dem der Vorwiderstand überbrückt wird!
Einen Kurzschluss vermeidet man z.B. mit einem kleinen Schrumpfschlauch, wie hier im Bild zu sehen. Etwas hitzefestes Isolierband würde aber genauso funktionieren.
So sieht die neue Glimmlampe eingebaut aus.
Die Schalterwippe von hinten, die Drähte der Glimmlampe müssen ordentlich gebogen werden, damit die Federn später korrekt sitzen!
Nun gilt es noch, einen lang haltenden Ersatz für den defekten und nun nicht mehr benötigten Original Vorwiderstand zu finden. Normale Schrauben, Nägel oder Nieten kamen für mich nicht in Fragen, da diese meist nur verzinkt sind und leicht korrodieren. So habe ich aus einem alten Edelstahl-Stab ein passendes Stück hergestellt, das nun als Ersatz für den alten Vorwiderstand dient.
Hier ist der teilweise wieder zusammengebaute Schalter zu sehen.
Rechts wurde zuerst der Widerstandshalter eingebaut, dann das Edelstahlstäbchen eingesetzt und darauf die dünne Feder gesteckt.
Links wurde zuerst das Kontaktblättchen eingesetzt und darauf die große Feder gesteckt.
Nun muss noch vorsichtig die Schalterwippe auf die Federn gesetzt werden. Die Wippe so weit in das Schaltergehäuse drücken, dass die Achse durch die Löcher wieder an ihre Endposition geschoben werden kann.
Nachdem die Achse wieder korrekt sitzt, die Spannbacken auseinander bewegen und die Funktion der Schalterwippe mechanisch testen. Wenn alles gut läuft, die Wippe richtig in beiden Positionen einrastet und sich die Geräusche gut anhören, wird der Schalter aus dem Schraubstock geholt.
Nun den Schalter kurz provisorisch an der Gaggia anschließen und die elektrische Funktion testen. Leuchtet die Glimmlampe nach dem Aufwärmen?
WICHTIG! Netzstecker erst anschließen, wenn sichergestellt ist, dass die Kontakte des Schalters das Gehäuse nicht berühren können!
Das freie Schutzkontakt-Kabel des Deckels darf nun auch keinen Kontakt zu spannungsführenden Teilen haben!
Schalter vorsichtig betätigen und keine spannungsführenden Teile berühren!
Anschließend Netzstecker wieder ziehen!!!
Alle Stecker wieder vom Schalter abziehen.
Nun müssen die beiden Klammern wieder am Schalter montiert werden. Zuerst diese aufschieben (8.) und anschließend die Zungen reindrücken, um die Klammer zu arretieren (9.).
Jetzt den Schalter vorsichtig ins Gehäuse schieben (10.) und das Befestigungsblech anbringen. Die Klammern müssen das Befestigungsblech sicher halten (11.) und das Ganze muss so fest sitzen, dass sich der Schalter kaum bewegen lässt.
Zum Schluss nur noch die Stecker wieder auf den Schalter stecken (12., dabei evtl. die Beschriftung entfernen), kurz überprüfen, ob alle anderen Stecker sicher sitzen und dann das Gehäuse schließen. Darauf achten, dass der Schutzkontakt im Deckel wieder stabil mit dem Kabel verbunden wird, in meinem Fall musste ich erst die Buchse leicht zusammendrücken, damit die Verbindung sicher sitzt. Der Trichter im Deckel muss unten durch die Gehäuseöffnung in Richtung Wassertank geführt werden und sollte keine Kabel oder Schläuche quetschen.
Fast fertig. Nur noch schnell das Deckelchen auf die Glimmlampenöffnung stecken und den Netzstecker wieder anschließen.
Der Schalter ist nun wieder korrekt eingebaut und das Maschinchen funktioniert, (fast) wie von seinen Konstrukteuren vorgesehen.
Alle sind glücklich und trinken darauf erstmal einen Espresso. ;-)
--Gaggia-Reparateur 14:48, 22. Okt. 2010 (CEST)