Temperatursurfen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. September 2022, 15:27 Uhr
Temperatursurfen (oder Temperatursurfing) bezeichnet eine Methode, um die Brühtemperatur bei Einkreismaschinen zu beeinflussen. Der Begriff stammt aus englischsprachigen Internetforen und spielt auf den wellenförmigen Verlauf einer Termperaturkurve an.
Hintergrund
Meist wird bei Einkreisern die Brühwassertemperatur von Bimetall-Thermoschaltern geregelt, die die Heizung beim Erreichen einer Soll-Temperatur abschalten und beim Unterschreiten aktivieren. Dieses System reagiert aufgrund der Toleranzen der Thermoschalter (Hysterese) mit Verzögerung auf Temperaturänderungen und die Heizung heizt nach dem Unterbrechen der Stromversorgung noch eine Zeit lang nach, so dass die Solltemperatur beim Aufheizen und Abkühlen über- oder unterschritten werden kann. Daraus ergibt sich eine Spanne von möglichen Temperaturen, die das Boilerwasser haben kann, die leicht 10 Grad oder auch mehr betragen kann. Zeichnet man den Verlauf der Wassertemperatur über die Zeit auf, ergibt sich eine wellenförmige Temperaturkurve.
Praxis
Das Wasser kann also zu heiß oder auch zu kalt für die Kaffeezubreitung sein und die Temperatur ist bei jedem Kaffeebezug unterschiedlich, die Kaffeequalität ist somit nicht reproduzierbar. Da man bei manchen Espressomaschinen die Kesseltemperatur nicht von außen erkennen kann, kann man sich, um gleichbleibend gute Ergebnisse zu erzielen, durch Temperatursurfen behelfen. Man kann eine reproduzierbare Brühtemperatur erreichen, indem nach dem Abschalten der Heizung immer gleichen Zeitspanne wartet, bevor man den Bezug startet. Die Länge der Wartezeit beeinflusst die Temperatur des Brühwassers. Je länger man nach dem Abschalten der Heizung wartet, desto stärker ist das Brühwasser abgekühlt.
Beispiele
Vor der Extraktion wird solange ein Leerbezug gemacht, bis durch das in den Boiler eingepumpte Kaltwasser die Temperatur soweit absinkt, dass die Heizung wieder anspringt. Dann wartet man, bis die Heizung wieder ausgeht. Zu diesem Zeitpunkt ist eine Temperatur erreicht, die relativ unabhängig von der vorherigen Temperatur des Boilers ist. Nun sind je nach Espressomaschine drei Situationen möglich:
- Die Temperatur des Wassers ist zu hoch und muss durch Leerbezüge oder abwarten gekühlt werden.
- Die Temperatur ist zum Zeitpunkt des Ausschaltens der Heizung optimal und der Kaffee kann sofort zubereitet werden.
- Die Temperatur ist immernoch zu niedrig. In dem Fall behilft man sich durch ein weiteres Aufheizen mittels der Dampftaste, bis eine gute Brühtemperatur erreicht ist.
Im Prinzip schwankt die Kesseltemperatur bei allen Einkreisern (ohne PID), aber die Schwankungsbreite ist je nach Maschine unterschiedlich groß, so dass nicht bei allen Maschinen Temperatursurfen nötig ist. Häufig wird die Rancilio Miss Silvia als Beispiel für eine Espressomaschine genannt, bei der Temperatursurfen erforderlich ist. Eine schwankende Kesseltemperatur wird zwar meist als nicht erstrebenswert angesehen, aber sie ermöglicht auch eine Anpassung der Brühtemperatur an die jeweils verwendete Kaffeeröstung, was bei einer völlig temperaturstabilen Maschine ohne elektronische Regelung nur durch Verstellen oder Austauschen des Thermostats möglich ist.