Kaffee rösten
Kaffeerösten kann eigentlich jeder. Man braucht dazu nur eine Hitzequelle, einen feuerfesten Behälter und etwas zum Umrühren. Ach ja und Rohbohnen natürlich.
Ungerösteten Rohkaffee kennt heutzutage kaum jemand mehr. Zu sehr ist Kaffee zu etwas geworden, dass man ziegelförmig und vakuumverpackt im Supermarkt kauft. Liegt es dann als schwarzbraunes Pulver im Filter unserer Kaffeemaschine, dann kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass Kaffee der Kern einer roten Frucht ist, die an Bäumen wächst. Die großen Kaffeekonzerne haben uns mit ihrer Werbung von verführerisch duftenden Tassen voller Kaffee, die garantiert von den Gästen ausgetrunken werden, wenn man nur die richtige Sorte kauft, einfach das Wissen vom Kaffee als pflanzliches Produkt genommen.
Aber von vorne:
Kaffee kommt also als Rohbohne in unseren Häfen an. Kaffee mittlerer bis sehr guter Qualität wird traditionell in Jutesäcken zu 60kg transportiert, Kaffee schlechter Qualität oder für Großröster (was evtl. dasselbe ist) kommt auch als lose Schüttware in Containern übers Meer. Ganz besonders teurer Kaffee, wie z.B. der Jamaica Blue Mountain (JBM) wird sogar in vernagelten Holzfässern geliefert. Damit soll sichergestellt werden, dass der teure JBM nicht irgendwo zwischen der Plantage und dem Röster in Deutschland durch andere Bohnen ersetzt wird.
Jetzt wird er in Lagerhäuser gebracht und wartet auf den Abverkauf durch Röster im ganzen Land (etwas naiv ausgedrückt, die Wirklichkeit sieht etwas anders aus). Rohkaffee ist mehrere Jahre (max. 2 Jahre, aber wirklich maximal!) lang haltbar, fängt aber im Allgemeinen nach ca. 1 Jahr an, seine Frische zu verlieren. Die oft grünen bis blaugrünen Bohnen verlieren mit der Zeit an Farbe und bleichen aus. Das ist aber extrem von der Kaffeesorte, dem Anbauland und der Verarbeitungsmethode abhängig.
Der Röstprozess
Wie gesagt: rösten kann jeder. Der Röstprozess läuft innerhalb eines Temperaturfensters von 180-230°C ab, gemessen an der Bohneninnentemperatur. Grob gesagt kann man ein paar Esslöffel Rohbohnen in eine Pfanne werfen und auf den Herd stellen. Unter ständigem Rühren und bei voller Hitze ändert sich die Bohnenfarbe von grün zu intensivem Grün, später Gelb, Gelbbraun, Braun schließlich Dunkelbraun. Spätestens zwischen Gelbbraun und Braun beginnen die Bohnen etwas verbrannt zu riechen, - von Braun nach Dunkelbraun sogar zu rauchen. Schnelles Rühren nicht vergessen und - genau - Fenster öffnen. Die ganze Röstung dauert zwischen 10 und 20 Minuten. Während der Röstzeit fangen die Bohnen irgendwann an zu knacken und zu knistern. Dieses Knacken hört nach 1 Minute auf, kommt aber später nochmal, diesmal leiser. Beim zweiten Knacken fangen die Bohnen an zu Zerplatzen und dies sollte man möglichst verhindern, da sie sogar für Espresso nun zulange geröstet worden sind! Will man Filterkaffee damit machen, dann sollte man sie nach Abschluß des ersten Knackens vom Herd nehmen. Einfache Sache, oder?
Nun so einfach ist es leider nicht. Mit oben genannter Methode kann man zwar Kaffee rösten, hat aber zu viele schwer kontrollierbare Variablen, um die Bohnen reproduzierbar gut zu rösten. Ganz abgesehen vom Gestank und der Freundin/Frau (oder auch Freund/Mann), die spätestens nach dem fünften Rösten auszieht.
Beim Rösten ist es wie mit der Espressoherstellung, je intensiver man sich damit befasst, umso mehr Variablen tauchen auf und umso weniger weiß man. Der Reihe nach:
Die wichtigste Reaktion, die bei der Röstung abläuft, ist eine chemische. Die Maillard-Reaktion. Bei ihr verbinden sich verschiedene Zucker und Proteine, bzw. deren Aminosäuren zu neuen Verbindungen, - genügend hohe Temperatur, - ab 145°C bis ca. 200°C vorausgesetzt. Es entstehen "Röststoffe". Die gleiche Maillard-Reaktion sorgt z.B. für eine knusprige Kruste beim Brot oder Brötchen, oder auch für den Bratgeschmack, wenn man Fleisch in der Pfanne brutzelt. Neben der Maillard-Reaktion laufen bei der Röstung auch noch andere Reaktionen ab, die man bis heute nicht vollständig aufklären konnte. Faktisch enthält gerösteter Kaffee zwischen 800 und 1200 aromatische Verbindungen. Dabei läßt sich kein einzelner "Kaffeearomastoff" isolieren, - es ist eher das Zusammenspiel von vielen Stoffen in unterschiedlichen Konzentrationen, die das typische Kaffeearoma erzeugen.
Der Röstprozess lässt sich durch sensorische Merkmale der Bohnen in verschiedene Phasen einteilen. Dabei spielt das Aussehen und das Volumen der Bohnen während der Röstung eine große Rolle. Das deutlichste Signal ist jedoch die Geräusche des ersten, bzw. zweiten Cracks der Rohbohnen. Der Röster kann anhand dieser Merkmale erkennen, welche Aromen, Säure, Geschmack und Körper der Kaffee in der Tasse später haben wird. So entwickelt eine Bohne z.B. während der ersten Röstphasen eine starke, spritzige Säure, welche im weiteren Verlauf der Röstung abnimmt. Mit etwas Erfahrung und Wissen lässt sich so der gewünschte Kaffee kreieren. Übersichtliche Aufstellungen der einzelnen Röstphasen finden sich z.B.
Die Röstreaktion hört nach dem Rösten und Abkühlen nicht auf. Die Bohne "arbeitet" weiter. Mindestens 12h, meistens aber noch länger - bis zu 72h brauchen geröstete Bohnen um ihr Geschmacksplateau zu erreichen. Bei diesen internen Nachreaktionen wird Kohlendioxid freigesetzt, - Röstbohnen gasen eine Weile nach der Röstung Kohlendioxid aus. Es gibt wohl kein überwältigerendes Geruchserlebnis als wenn man seine Nase in einen Behälter mit vor 2 Tagen gerösteten Bohnen steckt.
Beim Rösten verliert die Bohne an Gewicht und nimmt an Volumen zu, die Dichte verringert sich so auf 1/3 der ursprünglichen Rohbohne. Der meiste Gewichtsverlust kommt durch Wasser, das in Rohbohnen mit cá. 12% vertreten ist (je nach Lagerung und Aufbereitung). Die Bohnen selbst verlieren auch an Substanz, z. B. die Bohnenhäutchen oder auch Teile der Zellwand. Insgesamt verliert die Rohbohne, je nach Röstgrad, zwischen 12 und 18% an Gewicht, diesen Verlust nennt man Einbrand.
Der Röster
Professionelle Röster rösten natürlich nicht mit der Pfanne auf dem Herd, sondern mit Röstmaschinen, die viele Variablen kontrollierbar machen. Ich lasse hier erstmal die großen Industrieröstanlagen aus, da die nach anderen Prinzipien und mit anderen Grundvorstellungen arbeiten als sagen wir mal die Rösterei um die Ecke. Der ideale Röstmeister will nämlich vor allem das beste für die Bohne und seine Kunden (und nicht möglichst viel Profit aus möglichst billiger Rohware schlagen, wie das die Großröster oft machen). Für den handwerklichen Kleinröster hat sich vor allem eine Methode durchgesetzt, - die der Trommelröstung. In kleinen Röstereien stehen auch Trommelröster, mit denen man 5-10kg pro Durchgang rösten kann. Es geht auch ein paar Nummern größer. Zwischen 120kg und einigen Tonnen pro Durchgang ist alles machbar. Im Prinzip sind diese Röster aber alle gleich. In einer rotierenden Trommel, die von außen aber auch durch einen durchgesaugten heißen Luftstrom innnen beheizt wird, befinden sich die Bohnen. Die Trommel rotiert und durch eingeschweißte Schikanen werden die Bohnen durcheinandergewirbelt. Mithilfe einer kleinen Schaufel, die an der Stirnseite in die Trommel ragt, kann man den aktuellen Stand der Röstung verfolgen und wenns soweit ist, die Bohnen durch Öffnen einer Klappe aus der Trommel fallen lassen, - auf eine Art Kühlsieb, wo sie so schnell wie möglich unter Rühren und durch Luftabsaugung abgekühlt werden.
Ein guter Röster kennt seine Bohnen ganz genau. Er weiß bei jeder Bohnensorte (d.H. Herkunft und Qualität - z.B. Kenya AA für einen kenianischen Arabica der höchsten Qualitätsstufe, der AA Sortierung), welches Profil er rösten muss, um das Optimum aus ihr herauszuholen. Ein Röstprofil legt fest, zu welcher Zeit während der Röstung welche Temperatur in der Röstkammer herrschen soll und wie steil oder flach die Temperaturanstiege oder -abfälle sein müssen. Man kann ein Röstprofil als Zeit/Temperatur-Diagramm grafisch darstellen. Jede Sorte hat ein etwas anderes optimales Röstprofil. Zusätzlich ist natürlich noch wichtig, wie der Kaffee danach getrunken werden soll, - als Filterkaffee oder Espresso - eine Vorgabe, die mit der Röstendtemperatur zusammenhängt. Je höher die Röstendtemperatur, desto mehr geht der Kaffee in Richtung Espresso. Fürwahr viele Faktoren, die beachtet werden müssen - und da ein Trommelröster etwas träge ist in der Temperaturmodulation, wird dem Röstmeister sehr viel Fingerspitzengefühl abverlangt, wann er die Temperatur (meistens durch Gasbrenner) hochregelt oder lieber nicht und vor allem, wann er die Röstung abbricht und die Bohnen durch Öffnen einer Klappe an der Vorderseite aus der Trommel holt. Bei 50kg Kaffee kann man schnell einiges an Wert zerstören.
Der grundsätzliche Unterschied zwischen der Röstung eines handwerklich arbeitenden Kleinrösters (5kg bis 120kg pro Röstdurchgang) und eines auf Profit orientierten Großrösters (Tonnen pro Röstdurchgang oder kontinuierliche Röstung) ist die Röstzeit und die Rösttemperatur. Man kann nämlich eine Bohne auch in 90 Sekunden ordentlich dunkel rösten, nur muss man dann die Temperatur auf über 400°C erhöhen. Großröster machen das so, denn Zeit ist Geld. Das sind dann auch keine Trommelröster mehr sondern sogenannte Fluid-Bed- bzw. Heißluftröstmaschinen unglaublichen Ausmaßes. Es gibt noch andere Techniken, die auf Großdurchsatz ausgelegt sind. Allen gemeinsam ist, wie gesagt, eine hohe Rösttemperatur und eine geringe Röstzeit. Ein Kleinröster, wenn er es gut mit der Bohne meint, braucht da schon etwas länger. Typische Röstzeiten für eine Trommelröstung sind 15-25 Minuten, die dabei erreichten Temperaturen liegen zwischen 200°C und 230°C, je nach Rösttiefe. Wo liegt der Unterschied im Geschmack? Nun, bei einer 90 Sekunden Schockröstung haben die Bohnen nicht genügend Zeit, richtig auszurösten - von irgendwelchen zeitintensiveren Maillard-Reaktionen oder dem Abbau von Chlorogensäure ganz zu schweigen. Das Ergebnis ist eine säuerlichere Tasse Kaffee, die umso saurer zu schmecken scheint, je mehr sie abkühlt und es wegen dem höherem Chlorogensäuregehalt nicht so gut zum Magen meint. In einer langsamen Röstung bei niedriger Temperatur hat die Bohne im besten Falle viel der ungünstigen Chlorogensäure verloren und viel an Aroma gewonnen. Guter Kaffee aus Langzeitröstung ist daher in der Regel bekömmlicher und aromatischer.
Selbströsten
Es gibt gute Gründe seinen Kaffee selbst zu rösten, es gibt allerdings auch ebenso gute Gründe, die dagegen sprechen ;-). Vielleicht erstmal die Gründe, die dagegen sprechen:
Kaffee rösten stinkt! Nicht der betörende Duft frisch gerösteten Kaffees durchflutet den Raum, sondern mehr ein säuerlich, dumpfer, manchmal erdig aber immer verbrannter Geruch steht danach in der Luft. Je mehr in einem Durchgang geröstet wird, umso mehr stinkt es und um so vernebelter wird die Küche. Mengen von 250gr. aufwärts sollten grundsätzlich in einem gut belüfteten Raum, oder gleich draußen geröstet werden. Der so begehrte Kaffeegeruch stellt sich erst 12h nach der Röstung ein, bis dahin muss man mit dem verbrannten Geruch, der sich auch gerne in der Kleidung und allem aus Stoff festsetzt, leben. Ein weiterer Grund, der dagegen spricht ist, dass es kaum vernünftige Röstmaschinen für den Hausgebrauch gibt. Es gibt ca. 4 Heißluftröster- und 2 Trommelröstermodelle auf dem Markt, - jedes hat so seine Macken. Und alle bieten sie eigentlich viel zu wenig Kontrolle über den Röstverlauf.
Aber Selberrösten hat auch seine guten Seiten (wer hätte das gedacht). Einer der Hauptvorteile ist natürlich die nicht zu übertreffende Frische der Röstung, frischer kann Kaffee gar nicht sein. Und frisch gerösteter Kaffee ist ein starkes Argument - vor allem, wenn man in einer Gegend lebt, in der der nächste Shopröster 50km entfernt liegt und sonst nur Jacobs Dröhnung im Supermarktregal zu finden ist. Ein anderer nicht zu unterschätzender Faktor ist die Auswahl der Bohnensorten, die man selber bestimmen kann. Endlich kann man rausfinden, wie der Geschmacksunterschied zwischen Kaffee aus Columbien und Kaffee aus Costa Rica ist. Ob man lieber die erdig-wuchtige Fülle indonesischer Kaffees der aromatischen Spritzigkeit ostafrikanischer Kaffees vorzieht. Oder wie sich äthiopischer Kaffee im Geschmack verändert, wenn er trocken statt nass aufbereitet wurde...es gibt tausend Dinge zu entdecken. Zusätzlich kann man noch mit der Röstung spielen. Manche Sorten, z.B. ein Bugisu-Kaffee aus Uganda, verändern ihren Geschmack radikal, wenn sie länger geröstet wurden. Bugisu schmeckt, hell geröstet und als Filterkaffee getrunken, leicht nach Honig. Dunkler geröstet und als Espresso getrunken kommt plötzlich eine ganz deutliche Schokoladigkeit zum Vorschein.
Vor allem für Espressoliebhaber kommt hier ein ganz neues Argument ins Spiel: Man kann sich seine Lieblingsespressosorte selber zusammestellen! Zugegeben, bis dahin ist es ein weiter, steiniger, bisweilen sehr frustrierender Weg. Aber man fängt plötzlich an, viel mehr über Espresso zu wissen als man jemals dachte. Es gibt diese wenigen Momente, wo man eine Mischung und Röstung erwischt hat, die absolut perfekt geworden ist. Körper, Geschmack, Aroma, alles hat man richtig getroffen, man wünschte man hätte mindestens ein Kilo oder mehr davon, - aber meistens ist nach 5 Tassen schon wieder Schluss, weil viele Haushaltsröster nur 80-100gr. auf einmal rösten können. Der Versuch, diese perfekte Röstung zu duplizieren scheitert dann meistens kläglich. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Jagd nach der perfekten Mischung wieder aufzunehmen.(das haben übrigens erfahrene Shopröster den Heimdilettanten voraus: Sie können immer wieder reproduzierbar die gleiche Mischung rösten - konstante Qualität eben)
Wie geht’s?
Wie oben schonmal erwähnt könnte man theoretisch zu Hause mit einer Pfanne auf dem Herd rösten. Das ist allerdings etwas aufwendig, da man während des ganzen Röstvorgangs die Bohnen umrühren sollte, damit sie nicht anbrennen. Bei bis zu 20 Minuten Röstzeit wird einem bei dieser Methode irgendwann der Arm abfallen. Nicht so gut. Die nächste Möglichkeit zu Hause zu rösten ist, die Bohnen in einer dünnen Lage (eine Bohnenlage) auf einem Backblech im Ofen zu rösten, hier muss man nur noch den Ofen einschalten und die fertigen Bohnen rechtzeitig rausholen. Nachteil dabei ist, dass viele Öfen nicht schnell genug oder vielleicht auch überhaupt nicht die benötige Temperatur von ca. 230°C erzeugen können. Sind die Bohnen zu lange einer zu niedrigen Temperatur ausgesetzt fangen sie „anzubacken“ und nicht zu rösten, was man dann auch unangenehm im Kaffee schmeckt. Ein weiteres Problem bei dieser Methode sind die Bohnenhäutchen. Das ist eine dünne, pergamentartige Hülle, die sich beim Rösten von der Bohne löst und im ungünstigsten Fall überall herumfliegt. Geschmacklich beeinträchtigt sie die fertige Röstbohne nicht (deswegen sammelt so mancher Großröster die sich lösenden Bohnenhäutchen und gibt sie später, wenn der Röstkaffee gemahlen wird, wieder zu. - Kaffee wird eben nach Gewicht verkauft!), aber lästig sind sie allemal.
Am besten kauft man sich wie gesagt eine kleine Haushaltsröstmaschine. Die sind gar nicht mal mehr so exotisch, wie sie vor einigen Jahren waren - aber in jedem Kaufhaus findet man sie trotzdem noch nicht. Die preiswerteren Haushaltsröster arbeiten nach dem Heißluftprinzip, eine alternative Methode zur Trommelröstung. Durch eine Art Fön werden die Bohnen durcheinandergewirbelt und aufgeheizt. Die dabei sich lösenden Bohnenhäutchen werden aufgefangen. Meist ist die Röstkammer, in der sich die Bohnen befinden, aus Glas. Damit kann man den Röstverlauf der Bohnen gut beobachten. Sind die Bohnen fertiggeröstet, dann schaltet man die Heizung aus und die jetzt kalte Luft des Föns kühlt die Bohnen. Voila, - fertig ist das Selbstgeröstete
Wer vielleicht nicht das nötige Kleingeld für einen Röstautomaten besitzt, kann es zunächst auch erst einmal mit einem Popcorn-Röster versuchen (ca. €10). Die Einstellungsmöglichkeiten sind sicherlich im Vergleich zu einem elektronisch gesteuerten Röster sehr bescheiden (die einzige Variable ist meist die Laufzeit, evtl. kann man auch versuchen, das Gerät mit und ohne Deckel zu betreiben), es lassen sich aber durchaus brauchbare Ergebnisse erzielen. Aufpassen sollte man mit den transparenten Deckeln der Geräte, die bei längerer Laufzeit gerne schmelzen. Und natürlich sollte man sich vor Augen halten, dass ein Popcorn-Maker nun mal ursprünglich nicht zum Kaffeerösten gebaut wurde (also VORSICHT!!!).
Die eigentliche Röstung spielt sich bei Temperaturen zwischen 145°C und 230°C ab. Bis 145°C passiert nicht viel, die Bohnen (die im Rohzustand gelb oder grün sind) werden langsam braun, der Geruch ändert sich von heuartig nach leicht buttrig. Zwischen 145°C und 200°C finden verschiedene Maillard-Reaktionen statt, Kaffeearomastoffe werden gebildet. Bei 200°C ist der Druck des verdunstenden Wassers (Rohkaffee hat ca. 12% Feuchtigkeit) so hoch (20-25bar), dass sie an der mittleren Kerbe aufplatzen. Dieses Aufplatzen ist hörbar und wird als erster Crack bezeichnet. Während der Röstung nimmt man dies als Anschwellen und ca. eine Minute später als Abflachen von Poppgeräuschen wahr. Die Bohnen werden jetzt immer dunkler. Das eheste Stadium, bei dem die Röstung (für Filterkaffee) abbrechen kann ist dann erreicht, wenn alle Bohnen eine uniforme Braunfärbung angenommen haben, oft 30s-1min nach dem ersten Crack.
Ab 200°C beginnen sich Zucker in der Bohne zu karamellisieren, der „Röstgeschmack“ entsteht. Sind ca. 230°C erreicht, beginnen die Bohnen Stücke aus ihrer Zellwand zu verlieren, sie werden einfach abgesprengt. Das damit einhergehende, etwas leisere Geräusch wird zweiter Crack genannt. Wie der erste Crack, beginnt der zweite Crack verhalten, steigert sich zu einem kontinuierlichen Knistern und flacht dann wieder ab. Normalerweise ist bei einsetzendem zweitem Crack schon eine ausreichende Rösttiefe für Espresso erreicht. Bei 245°C hört der zweite Crack wieder auf, die Bohnen haben meist während des zweiten Cracks schon angefangen ölig zu glänzen: Das sind Öle, Fette und sonstige Zellinhaltsstoffe, die durch die Hitze aus der Bohne getrieben werden. Die Bohnen sind jetzt auch schon sehr dunkel, fast schwarz. Spätestens jetzt sollte man aufgehört haben – noch tiefer geröstet schmeckt der Kaffee nur noch nach Holzkohle (und spätestens dann kommt auch durch die heftige Rauchentwicklung die Feuerwehr)
Röster Selbstbauen
Wem die oft doch recht teuren Röstmaschinen zu teuer sind kann sich auch ganz leicht behelfen. Im folgenden werden einige Beispiele für Selbstbauröster vorgestellt. Natürlich gibt es darüber hinaus viele andere Möglichkeiten, sich einen Röster zu bauen. Wer Tante Google bemüht wird sicherlich auch fündig.
Zur Einstimmung ein Erfahrungsbericht über einen Röstbrand...
Heißluftpistole
Der Bau einer einfachen Heißluft-Röstmaschine ist mit minimalem Materialaufwand und nur wenig Investitionen zu realisieren. Mit einer Heißluftpistole und einem Akkuschrauber (beides im Zweifelsfall für ~10-15 Euro im Baumarkt zu erstehen, eine bessere Heißluftpistole ist allerdings empfohlen), einem Hamsterlaufrad, einem Alu(!!)-Fliegengitter und einem Gewindestab ist der Röster schon fertig. Ein einfaches Holzgehäuse, mit einer Kerbe zum Reinschieben des auf den Gewindestab montierten und mit Fliegengitter bespannten Laufrades, den Akkuschrauber etwas aufbocken und an den Gewindestab schrauben, loslaufen lassen, dann die Heißluftpistole vor das Ganze, und los geht es. Detaillierte Bilder sind hier zu finden:
Bei weiteren Fragen zu diesem Roester an <kaffee at nebuk punkt de> wenden.
Weitere Ideen
Weitere Möglichkeiten sind der VitalGrill, ein modifizierter Hähnchengrill oder eine Popcornmaschine.
Ein paar Ideen über "Rohmaterial" für Trommeln.
Liste von Selbstbauprojekten
Kaffeeröster
(bis ca. 300g)
- Alpenröst
- Behmor 1600
- Gene Café CBR-101
- Hottop Coffee Roaster
- i-Roast
- iCoffee
- Presso Smart Roaster
- Röstbiene
- Röstmeister
- Quest M3
(bis ca. 1500g)
Industrielle Kaffeeröster
Wer dennoch lieber eine etwas industriellere Version eines Kaffeerösters will dem kann bei der Fa. Bühler oder Petroncini sicherlich weitergeholfen werde.